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Bevor der Winter kommt ist ein französisches Filmdrama aus dem Jahr 2013 von Philippe Claudel, der auch das Drehbuch schrieb.

Handlung[]

Der erfolgreiche Neurochirurg Paul Natkinson ist seit vielen Jahren mit Lucie verheiratet; ihr Sohn Victor hat mit seiner Frau Caroline eine kleine Tochter, Emma. Der beste Freund der Familie Gérard arbeitet als Psychiater in derselben Klinik wie Paul. Lucies Schwester Mathilde wird immer wieder wegen psychischer Probleme in die Psychiatrie eingewiesen.

Eines Tages wird Paul bei einem Barbesuch von der jungen Kellnerin Lou angesprochen. Sie gibt vor ihn zu kennen, habe er bei ihr doch einst eine Blinddarmoperation durchgeführt. Er verneint, da er Hirnchirurg ist. Nach der kurzen Begegnung erhält Paul immer wieder rote Rosen zugeschickt. Sie werden in der Klinik für ihn abgegeben, auf sein Auto gelegt und auch bei ihm zuhause abgegeben. Paul und Lucie rätseln, wer der Absender sein könnte. Auf der Straße trifft Paul wenig später Lou wieder, die ihn anspricht. Er jedoch reagiert genervt und lässt sie stehen. Auf einem Liederabend, den Paul mit Lucie besucht, sieht er Lou im Publikum. Als er sie am nächsten Tag in einem Blumenladen rote Rosen kaufen sieht, eilt er in den Laden und fordert sie auf, ihn in Ruhe zu lassen. Lou ist jedoch mit einer Freundin im Laden, die entgegnet, dass sie, und nicht Lou, die Rosen kaufen wollte. Am Abend passt Paul Lou an ihrem Café ab und entschuldigt sich bei ihr. Beide gehen etwas trinken und sie erzählt ihm von sich. Sie sei Kunststudentin, liebe Museen und lebe allein in Frankreich. Ihre wohlhabende Mutter sei mit ihrem amerikanischen Mann zurück nach Marokko gegangen. Beide tauschen ihre Telefonnummern aus.

Paul steht kurz vor einer komplizierten Hirn-OP bei Krebspatientin Frau Malek. Sie berichtet ihm von ihrer Familie, die aus Polen kam und im Zweiten Weltkrieg getötet wurde. Sie allein überlebte und ist nun froh, dass sie die Namen ihrer Familie an einen anderen Menschen weitergegeben hat, falls sie sterben oder das Gedächtnis verlieren sollte. Auf der Heimfahrt muss Paul eine Umleitung fahren und durchquert so ein Rotlichtviertel, in dem er Lou zu erkennen glaubt. Bei der Operation am nächsten Tag versagt er, ist unkonzentriert und fahrig und wird schließlich von Ärztin Zoé Gassard abgelöst. Klinikleiter Denis rät Paul, Urlaub zu nehmen. Bei der Einweisung von Zoé, die seine Vertretung übernehmen soll, sieht Paul Lou, die Gérards Behandlungszimmer verlässt. Er will von Gérard wissen, was sie bei ihm suchte, doch beruft er sich auf das Patientengeheimnis. Es kommt zum Streit. Paul rennt Lou schließlich nach, doch macht sie ihm auf offener Straße eine Szene und ruft den Passanten zu, dass er sie für eine Prostituierte halte. Er trifft sie wieder, als er mit seiner Enkelin im Park spazieren geht. Lou entschuldigt sich bei ihm für ihr Verhalten. Bevor beide weiterreden können, erscheint Caroline, um Emma abzuholen. Lou verabschiedet sich bewusst vertraut von Paul, küsst ihn auf die Wange und duzt ihn. Paul und Caroline reagieren verblüfft. Bei einem späteren Familientreffen berichtet Caroline Lucie von dem Treffen im Park. Paul jedoch sieht keinen Grund, sich mit Lucie auszusprechen.

Paul sucht erneut das Rotlichtviertel auf und sieht Lou, die zu ihm in den Wagen steigt. Sie erklärt ihm, dass sie sich gelegentlich prostituiere, um nicht auf das Geld ihrer Familie angewiesen zu sein. Hin und wieder verspüre sie Selbsthass. Paul will ihr helfen. Er berichtet ihr, dass er ohne Vater aufgewachsen sei, der Amerikaner und bei der NATO war, Frankreich jedoch verließ, als Paul zwei Monate alt war. Lou fragt ihn, ob er auch sie verlassen werde. Pauls Verhältnis zu Lucie wird mit der Zeit distanzierter, er weicht ihren Fragen aus und wirft ihr vor, ihn zu überwachen. Sie verfolgt eines seiner heimlichen Telefongespräche zurück und erfährt so, dass ihre Konkurrentin Lou Vallée heißt. Bei einem Spaziergang mit Lou stellt Paul wiederum fest, dass er kein sexuelles Interesse an Lou hat, sondern es einfach genießt, frei und ohne einen spezifischen Grund mit einer anderen Person zusammen zu sein. Lou geht, als er auf ihr offensives Angebot, sie zu küssen, nicht eingeht. Lucie wiederum hat beide beobachtet und wirft Paul vor, sie zu betrügen. Paul packt daraufhin seine Sachen und zieht in ein Hotel. Vergeblich versucht er in der nächsten Zeit, Lou zu erreichen. Sie ist nicht auf Arbeit und an ihrer Universität unbekannt. Heimlich verschafft er sich Zugang zu Gérards Computer und erfährt aus der Patientenakte ihre Anschrift. Er trifft sie in ihrer Wohnung an. Sie ist krank, nimmt seine Hilfe nicht an und entschuldigt sich bei ihm. Gemeinsam hören sie sich eine Musikaufnahme ihrer Großmutter an, bevor Paul auf ihre Aufforderung hin geht. In einer Bar trifft er sich mit Gérard, der nicht verstehen kann, warum Paul sein Leben infrage stellt. Er deutet an, dass er schon immer in Lucie verliebt war und an seine Stelle treten würde, wenn er denn könnte. Paul jedoch macht deutlich, dass er Lucie nie zu lieben aufgehört hat.

Überraschend wird Paul am Abend von zwei Polizisten abgeholt und zu Lous Wohnung gebracht. Sie hat sich in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten und ist verblutet. Paul wird zu Lou und seiner Beziehung zu ihr befragt, verneint eine sexuelle Beziehung und meint, sie habe ihn die Zeit zurück auf Anfang drehen lassen. Durch sie sei er wieder jung geworden und habe das Gefühl erhalten, an einen Punkt zurückzukehren, an dem Beziehungen erst anfangen. Paul erfährt nun, dass Lou mit einer Freundin zusammen seit dem 15. Lebensjahr auf Männerfang geht und ihre Freier am Ende umbringt. Ihr wirklicher Name sei Sabiah Laraoui und sie stamme aus einer armen Familie im Norden Frankreichs. Paul ist vor den Kopf gestoßen. Lucie holt ihn von der Polizei ab.

Einige Zeit später sitzt Paul mit seinen Freunden bei geselliger Runde zusammen. Gérard erzählt, dass es auf den Tag genau 34 Jahre her ist, seit er, Paul und Lucie sich erstmals getroffen hätten. Paul will Zigarren holen, entdeckt in seiner Manteltasche jedoch die Musikaufnahme, die Lou ihm bei ihrem letzten Treffen vorgespielt hatte. Er legt die Kassette ein und hört eine Aufnahme von ihr – das Lied Comme un p’tit coquelicot (Wie ein kleiner Klatschmohn), der den Vergissmeinnicht und den Rosen vorzuziehen ist.

Besetzung[]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Paul Natkinson Daniel Auteuil
Lucie Natkinson Kristin Scott Thomas
Lou Leïla Bekhti
Gérard Richard Berry
Caroline Vicky Krieps
Victor Jérôme Varanfrain
Mathilde Laure Killing
Zoé Gassard Anne Metzler
Klinikleiter Denis Laurent Claret
Frau Malek Annette Schlechter
Kommandant Xavier Garin Jean-François Wolff
Hauptmann Thierry Weiler Joël Delsaut
Juliette Jacqueline Ghaye
Anouk Pascale Noe Adam
Lous Freundin Lucie Debay
Emma Alicia Reiser

Produktion[]

Bevor der Winter kommt war nach So viele Jahre liebe ich dich und Tous les soleils der dritte Film, bei dem Philippe Claudel Regie führte. Er bezeichnete den Film als sehr persönlich und teilweise autobiografisch, so fand er sich in der Figur des zweifelnden Paul wieder, die er jedoch für Daniel Auteuil geschrieben hatte. Auteuil stimmte erst nach einem Jahr Bedenkzeit zu, die Rolle zu übernehmen, da er befürchtete, dass die Darstellung ihn seelisch zu sehr belasten würde.[1]

Die Kritik begriff den Film als Fortführung von Claudels „Jahreszeiten-Filmen“, so stehe So viele Jahre liebe ich dich für den Frühling, Tous les soleils für den Sommer und Bevor der Winter kommt für den Herbst. Claudel selbst bezeichnete den Herbst in dem Zusammenhang als seine Lieblingsjahreszeit[2] und nannte neben Claude Sautets vor allem Alfred Hitchcocks Werke eine Inspiration für den Film.

Dreharbeiten[]

Der Film wurde unter anderem in Luxemburg gedreht. Die Filmbauten stammen von Samuel Deshors. Wie in seinem Regiedebüt besetzte Claudel erneut Kristin Scott Thomas mit einer Hauptrolle. Während des Drehs kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Claudel und Scott Thomas, sodass Claudel ankündigte, zukünftig nicht mehr mit ihr drehen zu wollen.

Veröffentlichung[]

Der Film lief am 27. November 2013 in den französischen Kinos an, wo er von rund 213.000 Personen gesehen wurde. Im April 2014 erschien der Film in Frankreich auf DVD. In Deutschland wird er am 13. November 2014 in die Kinos kommen.

Einzelnachweise[]

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